Start Meinung Mein Freund, der jüdische Harvey

Mein Freund, der jüdische Harvey

Mein Freund, der jüdische Harvey

Wenn diese jüdische Community nicht gerade damit beschäftigt ist, Christenkinder zu Mazzes zu verarbeiten oder wieder einmal die Weltherrschaft an sich zu reißen, lässt sie sich im Schutze der Anonymität auch bequem vor diverse rechtsrechte Karren spannen.

Wien | Die türkise Innenpolitik mäandert derzeit zwischen Hitlergruß und Brunnenmarkt. Die ÖVP und die FPÖ üben den innigen Rechtswalzer. Drei Bier dort, ein fragwürdiger Gruß da. Aber ganz soweit ist die ÖVP noch nicht, es gibt offenbar wenigstens nach außen hin gewisse Hemmungen, sich einfach gehen zu lassen, man strudelt also etwas herum.  Auf migrantischen Standlbetreibern rassistisch herumzuhacken ist eines, mit Rechtsextremen samt Hitlergrüßen im Bett zu liegen doch noch etwas anderes.  Immerhin ist Bibis bester Freund noch nicht in den politischen Ring zurückgekehrt sondern bloß zum Schubertring und wartet dort darauf, Kalif zu werden anstelle des Kalifen. Bleibt also der Problemfall Niederösterreich. Und da muss die jüdische Community her.

Instrumentalisierung

Wenn diese jüdische Community nicht gerade damit beschäftigt ist, Christenkinder zu Mazzes zu verarbeiten oder wieder einmal die Weltherrschaft an sich zu reißen, lässt sie sich im Schutze der Anonymität auch bequem vor diverse rechtsrechte Karren spannen. Das ist so unglaublich praktisch, weil dieser Karren öfter im braunen Dreck steckt. Da beklagte ein Heinz Christian Strache allen Ernstes schon einmal am Akademikerball, dass er zu den neuen Juden gehöre, andere pappten sich aktuell gleich einen Judenstern an und marschierten mit Küssel auf. Und dann kam auch noch der türkise Sündenfall in Niederösterreich, eine kleine Shit Show in Vorbereitung der ganz großen bundesweite dampfenden Großproduktion.

Politische Reinigung

Bleiben wir aber vorläufig  bei der Community, die Johanna Mikl-Leitner- bald bekannt als Landbauers rechte Hand, derer er zwei hat-zu ihrer Reinwaschung bemüht. Wer sich bis zum Hals und darüber hinaus in braune Brühe begibt, kann ja durchaus eine solche Waschung gut gebrauchen, bevor die politische letzte Ölung droht. Und eine solche droht, wenn von Bundespräsident bis politischen Ziehvater Erwin Pröll das gesamte nicht komplett rechtsextrem veranlagte Land oder was davon noch übrig ist, die Nasen rümpfen über Mikl-Leitners Entscheidung. Statt gratis Kinderbetreuung lieber mit dem Liederbuchsänger eine Koalition zu bilden, die an Demokratiefeindlichkeit und Wissenschaftsfeindlichkeit ihresgleichen in Österreich sucht (und das will leider wirklich etwas heißen!).

Verantwortungsbuckel

Was also tun, wie den Druck von sich nehmen? Immerhin hat sich schon Oskar Deutsch, … mehr als kritisch zu der angepeilten Koalition geäußert. Umso praktischer ist es, wenn man sich auf eine ominöse jüdische community berufen kann, die -leider, leider!- anonym bleiben möchte aber heftig Verständnis für die Entscheidung  zur Annäherung zwischen Hitlergruß und Muslim-Mama signalisiert. So ein anonymer Hausjud ist natürlich außerordentlich praktisch, geradezu ein Gottesgeschenk. So wie es aussieht, hat er aber tatsächlich mehr mit dem Freund Harvey gemeinsam als mit jüdischer Community.

Titelbild: ZackZack/Miriam Mone

Autor

  • Julya Rabinowich

    Julya Rabinowich ist eine der bedeutendsten österreichischen Autorinnen. Bei uns blickt sie in die Abgründe der Republik.

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