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Nehammer allein im Ring

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Nehammer allein im Ring

Karl Nehammer versucht verzweifelt, in den Boxring zu kommen. Aber der scheint mit Kickl und Babler für den Kampf um die Macht besetzt. Nehammers Ausweg heißt „Schattenboxen“ – für das Recht auf Schnitzel und gegen den Bundespräsidenten.

Wenn Karl Nehammer über sich selbst spricht, vergisst er selten auf einen Hinweis: Er sei früher Boxer gewesen, „Amateurboxer“, wie er meist hinzufügt. Vielleicht war der Boxring der Ort, an dem Nehammer einmal gute Figur gemacht hat.

Sein Problem lässt sich auch boxerisch gut beschreiben: Karl Nehammer will in den Ring, aber da wärmen sich mit Herbert Kickl und Andreas Babler längst zwei andere für das Finale auf.

Boxer Karl steht unter den Seilen und darf nicht hinein. Immer wieder probiert er es. Vor wenigen Tagen hat er es geschafft, ist über die Seile geklettert, aber der Ring war leer. Babler und Kickl machen vor dem großen Kampf noch einmal Pause. Babler teilt uns über „Instagram“ mit, dass es so niedrige Wasserstände noch nie gegeben habe. Kickl postet dort seine sockenlosen Beine: „zwischendurch die Füße hochlegen und relaxen“.

Schattenboxen

Karl steht mit Hose und Mundschutz allein im Ring. Ratlos blickt er zu Trainer Fleischmann . Der ruft ihm aus der Ecke zu: „Schattenboxen!“ Karl hüpft, duckt sich, wackelt mit dem Oberkörper und packt seine rechte Gerade aus: „Da, Sascha, normal!“ Zwei Tage zuvor hat er sich bei den Bregenzer Festspielen die Rede des Bundespräsidenten anhören müssen. Alexander Van der Bellen hatte vor Polarisierung und Ausgrenzung gewarnt, auch durch die Trennung der Menschen in „Normale“ und „Andere“.

Jetzt schlägt Karl zurück. In einem Video hebt er an: “Das ist doch alles nicht mehr normal. Bist du noch normal?” Der Rest ist peinlich und zeigt nur eines: dass auch Fleischmann nichts aus Nehammer machen kann. Talent, Charisma, Charakter – dem ÖVP-Chef fehlt alles. Er teilt sein Schicksal mit seinem Wiener Doppelgänger Karl Mahrer, der als Fettnäpfchenspringer der Stadt keine Blamage auslässt.

Sieben „Krone“-Fragen

Mit einem Bild und sieben Fragen erledigt die „Kronen Zeitung“ den Nehammer-Boxversuch.

Quelle: Kronen Zeitung 21.7.2023

Unter Nehammer ist das Totalversagen der Regierung normal, so der überraschende Konter der „Kronen Zeitung“. Auch am Boulevard weiß man: Mit Nehammer ist für die ÖVP nichts zu gewinnen – aber für Österreich viel zu verlieren. Der Dreibund, den der Kanzler mit dem ungarischen Autokraten Viktor Orbán und dessen serbischen Imitator Aleksandar Vučić geschlossen hat, führt Österreich aus der EU in eine Grauzone, in der Putin Gasgeschenke verteilt und Fäden zieht. Bis heute stellt sich vom grünen Koalitionspartner bis zum Bundespräsidenten niemand dem Nehammer-Marsch ins Abseits in den Weg.

Nehammer torkelt

Nehammers einzige Hoffnung ist der Wiener Empörungs-Salon. Wird er auf die holprigen Provokationen des Boxamateurs mit dem erhofften Proteststurm antworten? Wird die berechenbare Empörung genug Treibstoff für die Rückkehr in den Ring liefern? Oder wird auch dort alles im Kopfschütteln über einen, der es einfach nicht kann, enden?

Bei „Babler gegen Kickl“ geht es um die Mehrheit. Wird Österreich nach Ungarn, Polen, Schweden, Finnland, den Niederlanden, Italien und vielleicht schon heute Spanien die nächste Bastion der extremen Rechten? Oder schafft Babler eine Mehrheit gegen den Strom?

In all diesen Ländern haben sich christdemokratische Parteien zu Steigbügeln der antieuropäischen Rechten degradiert. Jetzt, nach St. Pölten und Salzburg und ein Jahr vor der entscheidenden Wahl, scheint es in Österreich soweit zu sein. Nehammer torkelt allein durch den Ring. Nur die Grünen halten ihm noch die Stange.

Nichts als der Spott ist der Dank“

Hitlers Boxweltmeister Max Schmeling wusste schon 1930 in seinem deutschen Hit „Das Herz eines Boxers“:

„Wenn er nur einmal den Kampf nicht besteht, wer nimmt noch seine Partei?

Nichts als der Spott ist der Dank, wenn er dann geht, dann kommt der nächste an die Reih.“

Sobald sich jemand findet, ist es für Nehammer wohl soweit.

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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