Sonntag, Juli 20, 2025

Pilnacek-Laptop: Tausende Sobotka-Dateien

Drei Tage, bevor Wolfgang Sobotka das Innenministerium an Herbert Kickl übergab, wurden 5.249 Dateien aus seinem Kabinett kopiert. Sie landeten am privaten Laptop von Christian Pilnacek.

Am 7. April 2025 legte ein Oberstaatsanwalt der WKStA einen Aktenvermerk an. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hatte von Martin Kreutner, dem Vorsitzenden der Pilnacek-Untersuchungskommission der Justizministerin, Kopien der Festplatte des privaten Pilnacek-Laptops und einiger beigelegter USB-Sticks erhalten. Die Daten waren Kreutner davor in der ZackZack-Redaktion übergeben worden.

Kurz darauf erhielt Kreutner von Kronen Zeitung-Journalist Erich Vogl den Laptop selbst und gab ihn an die WKStA weiter.

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Im Aktenvermerk beschrieb der WKStA-Staatsanwalt drei „Auffälligkeiten“:

1. „So wurden auf USB-Sticks Daten gefunden, die am 10. und 11. November 2023 – nach dem Tod des Mag. Christian PILNACEK – trotz Löschung wiederhergestellt wurden.“

2. „Im März 2024 wurden offenbar Daten des Mag. Christian PILNACEK aus der Cloud von seinem Google-Account gesichert.“

Der dritte Sachverhalt ist am auffälligsten: „Im April 2024 fand ein Zugriff auf die externe Festplatte statt. Derzeit nicht klärbar ist, weshalb darauf offenbar auch Daten, die von P. stammen dürften, gespeichert waren.“

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Quelle: WKStA

„P.“ ist Anna P., die im Oktober 2023 mit Karin Wurm und Christian Pilnacek im Haus in Rossatz lebte und jeden Tag nach Wien in ihr Büro bei Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka pendelte.

Damit war die WKStA erstmals beim heikelsten Teil der Geschichte des Pilnacek-Laptops und damit bei der neuen Schlüsselfrage angelangt. Sie lautete: Wie kamen mehr als 5.000 Sobotka-Dateien auf den Laptop von Christian Pilnacek?

KABI und NRP

Zwei Ordner auf dem Laptop tragen den Namen „Sobotka“: „Sobotka KABI“ und „Sobotka NRP“. „Sobotka KABI“ stand für das Kabinett des Innenministers, in dem Anna P. und Michael Takacs 2017 gemeinsam ihren Dienst versahen. „Sobotka NRP“ war der nächste Dienstort von Anna P., das Büro des Nationalratspräsidenten.

Im Kabinett

Am 18. Dezember 2017 übergab Wolfgang Sobotka das Innenministerium an Herbert Kickl. Drei Tage davor wurden 5.249 Dateien in den neuen Ordner „Sobotka KABI“ überspielt. Sechs Jahre später befanden sie sich auf dem privaten Laptop von Christian Pilnacek.

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Die Unterordner von „KABI“ zeigen, wie viel für Sobotka von Interventionen bis ÖAAB zu tun war. In „HBM ToDo_Interven“ finden sich die politischen Interventionen, die die Kabinettsmitarbeiter für den HBM – den Herrn Bundesminister – abarbeiteten.

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In „Politik“ ging es von „Partei“ bis „Recherchen“ und „Wordings“ um mehr. Hier finden sich die Dateien, in denen Informationen über politische Gegner zusammengetragen wurden, gleich neben den „Wordings“ und dem „Argumentarium“.

Anna P. und die Sobotka-Dateien

Wer hat 5.249 Dateien im Kabinett des Innenministers kopiert und an Pilnacek übergeben?

Am 8. Mai 2025 vernahm die WKStA Sobotka-Mitarbeiterin Anna P. als Beschuldigte. Zu diesem Zeitpunkt stand sie bereits im Verdacht, bei ihrer ersten WKStA-Einvernahme zum Laptop falsch ausgesagt zu haben.

Die Oberstaatsanwältin fragte: Befanden sich auf dem Laptop Daten aus Ihrer Zeit im BMI als Mitarbeiterin im Kabinett von Mag. Wolfgang Sobotka?

Anna P. antwortete: „Ich hatte als Kabinettsmitarbeiterin (…) keinen Zugang zu derartigen Daten (keine Daten bezüglich der Partei) und ich habe Mag. Pilnacek auch keine Daten übergeben.“

Als Beschuldigte war Anna P. nicht verpflichtet, die Wahrheit zu sagen. Sie hat bis jetzt nichts zur Aufklärung von vier Fragen beigetragen:

  • Wer hat Sobotkas KABI-Dateien kopiert?
  • Wer hat sie an Pilnacek weitergegeben?
  • Warum verschwanden die Dateien später vom Laptop?
  • Und wo wurden sie in der Zwischenzeit aufbewahrt und jetzt wieder gefunden?

Dazu demnächst mehr auf ZackZack.


Titelbild: ZackZack , HELMUT FOHRINGER / apa / picturedesk.com , ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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