Wie sind mehr als 7.000 Dateien aus dem Kabinett von Innenminister Wolfgang Sobotka auf Pilnaceks privaten Laptop gelangt? Die Antwort findet sich auf einer roten Festplatte.
Der Pilnacek-Laptop, der von Sobotka-Mitarbeiterin Anna P. aus dem Haus in Rossatz mitgenommen wurde, dürfte gesäubert worden sein. Im April 2025 konnte die WKStA die Ordnerstruktur forensisch wieder sichtbar machen. Aber auf der Kopie der Pilnacek-Festplatte, die ZackZack und anderen Medien vorlag, finden sich die Ordner von „Daten Mikl-Leitner“ bis „Sobotka KABI“ nicht.
Inzwischen ist ein neuer Datenträger aufgetaucht: eine rote Festplatte, die im Haus von Pilnacek-Gefährtin Karin Wurm gefunden wurde. ZackZack konnte die Festplatte einsehen und auswerten. Auf ihr finden sich genau die Ordner, die die WKStA beschrieben hat. In ihnen sind 24.568 Objekte abgelegt.
Drei Tage vor Kickl
Am 15. September 2015 wurde das Installationsprogramm „WD Setup.exe“ auf eine rote „My Passport“-Festplatte von Western Digital – WD – geladen. Am Abend des 30. November 2016 wurden Daten im Umfang von 33,6 GB im Ordner „Privat“ auf der Festplatte gespeichert.
Stichproben zeigen, dass hier große Mengen von Fotos und privaten Dokumenten von Sobotka-Mitarbeiterin Anna P. abgelegt wurden. Nichts davon ist von öffentlichem Interesse. Die große Menge an privaten Daten belegt nur eines: dass es sich bis zum Dezember 2017 um einen fast ausschließlich privaten Datenträger gehandelt hat.
Am 4. März 2017 kam ein weiterer Ordner dazu. Unter „Wert-Impulse“ finden sich heute noch Pläne für eine Zukunftswerkstätte in Rossatz, dem Heimatort von Anna P. und späteren Wohnort von Karin Wurm und Christian Pilnacek.
Am 15. Dezember 2017 wurde aus der Festplatte ein politischer Datenträger. An diesem Tag wusste Anna P. längst, dass ihr Chef, Innenminister Wolfgang Sobotka, sein Amt am 18. Dezember an Herbert Kickl übergeben würde. Der große Putz, mit dem das Kabinett vor der Übergabe an den FPÖ-Mann gesäubert wurde, hatte längst begonnen.
Um 14.46 Uhr speicherte Anna P. den Ordner „Beruflich“ mit 33 Objekten ab, gleichzeitig mit dem Ordner „Sobotka KABI“. Dort ging es um mehr. Mit 2,05 GB landeten 5,249 Dateien aus dem Kabinett des ÖVP-Innenministers auf der roten Festplatte.
Um 15.02 Uhr folgte der Ordner „AMI“. Hinter den drei Großbuchstaben verbarg sich ein gemeinsames Projekt von Sobotka und Anna P.: das Alois Mock-Institut, in dem Anna P. und Wolfgang Sobotka nach dem Rechten sahen.
Eine Minute später wurde der Ordner „ÖVP“ mit 250 Objekten abgespeichert.
Um 15.04 Uhr folgte der Ordner „ÖAAB“. 1.696 Objekte mit 625 MB unterstreichen die Bedeutung des ÖVP-Arbeitnehmerbundes für Wolfgang Sobotka und seine Mitarbeiterin.
Um 15.09 Uhr war alles erledigt. 7.267 Objekte aus Sobotkas Einflussbereich waren auf der Festplatte gespeichert.
Mitgenommen
Herbert Kickls Ministerschaft beendete nach 17 Jahren die Herrschaft der ÖVP im Innenministerium. Wenn eine Partei wie die ÖVP an eine andere übergibt, werden alle belastenden Spuren vernichtet. Das galt vor allem für das Kabinett als Zentrale der Macht über Polizei und Verfassungsschutz.
ÖVP, ÖAAB, Alois Mock-Institut – Ordner und Unterordner zeigen, dass Anna P. als Kabinettsmitarbeiterin nicht für die Polizei, sondern für die Partei gearbeitet haben dürfte. Daher gab es beim Auszug des Sobotka-Kabinetts viel für sie mitzunehmen.
Sechs Jahre später lag die rote Festplatte im Haus in Rossatz. Karin Wurm erinnert sich: „Die Festplatte ist meistens dort gelegen, wo sie geschrieben hat – in ihrem Zimmer oder im Wohnzimmer.“ Als Anna P. wenige Wochen nach Pilnaceks Tod auszog, scheint sie die Festplatte vergessen zu haben. Im Juni 2025 landete sie in der ZackZack-Redaktion. Mit der WKStA wurde inzwischen die Übergabe der Festplatte vereinbart.
Erste Sichtung
Eine erste Sichtung der Festplatte ergab, dass sich vor allem in den Ordnern „Politik“, „ÖAAB, „ÖVP und „HBM ToDo_Interven“ Objekte finden, deren Auswertung sich lohnt. Unter „Recherchen“ finden sich zwei Ordner: über „HPH“ und über „PP“. HPH ist der Bauunternehmer und NEOS-Förderer Hans Peter Haselsteiner, PP bin ich.
Dazu demnächst mehr auf ZackZack.
Titelbild: ZackZack, HELMUT FOHRINGER / apa / picturedesk.com , ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com