In einem Pressegespräch am Donnerstag verbanden Gastronom Andreas Fuith und Sozialforscher Günther Ogris die Themen Einwanderung und Gastronomie. Der gesamte Tourismussektor sei von Migration abhängig, erklärten die beiden auf unterschiedliche Art und Weise.
Am Donnerstagvormittag lud Eventgastronom Andreas Fuith gemeinsam mit Sozialforscher Günther Ogris in sein Restaurant “Schnattl” zu einem Pressegespräch. Ogris untermauerte mit Zahlen, was Fuith, gespickt mit Erfahrungen aus seinem Berufsleben als Gastronom, darlegte: Dass die Gastronomie- und Tourismusbranche Migration brauchen. Der zunehmend restriktive Migrationskurs in Europa würde die Branchen bedrohen.
73 Prozent mit Migrationshintergrund
Die Gastronomie hat seit jeher einen hohen Arbeitskräftebedarf. Um den zu decken und weiter zu wachsen, braucht es Einwanderung. Dass der Tourismus- und Gastronomiesektor schon längst auf Einwanderung angewiesen ist, belegen aktuelle Zahlen von Ogris‘ dema!nstitut. Demnach haben 78 Prozent der Mitarbeiter in Restaurants, Imbissstuben, Cafés und Eissalons Einwanderungshintergrund. Am wenigsten Angestellte mit Migrationshintergrund gibt es in Ausschänken wie zum Beispiel Heurigen. Doch auch dort haben 56 Prozent der Mitarbeiter Einwanderungshintergrund. Ogris verwies mehrmals auf den Umstand, dass Angestellte mit Migrationshintergrund länger in der Branche bleiben, als Mitarbeiter ohne solchen Hintergrund. Ältere Mitarbeiter in der Gastronomie, wie beispielsweise Köche, haben deshalb zu fast 90 Prozent einen anderen kulturellen Hintergrund.
Der Sozialforscher lehnt einen zu harten Migrationskurs daher ab, weil er die wirtschaftliche Entwicklung bremse: „Harte Einwanderungspolitik ist ein Angriff gegen die Wirtschaft, insbesondere Gastronomie und Tourismus, weil diese Branche durch Einwanderung deutlich profitiert.“
Gastronomie als Integrationsbeschleuniger
Fuith schilderte den Alltag in seinem Betrieb, in dem Mitarbeiter verschiedenster kultureller Hintergründe zusammenarbeiten. Gerade dieses gemeinsame Schaffen ist ein wichtiger Antrieb für den Integrationsprozess von Migranten, betonte der Gastronom. Von seinen rund 50 Mitarbeitern hätten 70 Prozent Migrationshintergrund. „Ohne Einwanderung könnte ich meinen Betrieb zusperren“, stellte Fuith klar.
Die Lebensläufe im Sektor Gastronomie gestalten sich divers, bieten aber fast allen Leuten eine Chance. Fast 20 Prozent sind neu eingewanderte, 8 Prozent haben Fluchthintergrund und 26 Prozent haben keine Ausbildung abgeschlossen. In der Gastronomie können sie Fuß fassen und Arbeitserfahrung sammeln. Relevant sei aber vor allem der soziale Aspekt der Arbeit. Es sei wichtig für die Integration, aktiv zu werden und mit Menschen aus anderen Kulturen zusammenzuarbeiten. Dafür sei ein gutes Klima im Betrieb wichtig, nur dann fühlen sich Mitarbeiter wie Gäste willkommen. Fuith: „Die Leute im Betrieb müssen die Achtung spüren, dann kommt sie später irgendwann zurück“.
Titelbild: Andreas Fuith im Schnattl, Credits ZackZack