Brems- und Gaspedal verwechselt:
Ein fataler Fahrfehler im tiroler Ellmau kostete einem Kleinkind das Leben. Das hohe Alter der Lenkerin wurde zum Thema in sozialen Netzwerken.
Ellmau, 20. Juli 2022 | Ein Einjähriger ist am Dienstagvormittag bei einem Unfall in Ellmau (Bezirk Kufstein) ums Leben gekommen. Eine 86-Jährige verlor laut derzeitigem Ermittlungsstand die Kontrolle über ihr Fahrzeug.
Ihr Auto erfasste einen Kinderwagen samt Kleinkind, durchbrach mitsamt des Kinderwagens die Dreifachverglasung eines Geschäfts und prallte gegen ein Regal. Der Bub wurde laut Polizei eingeklemmt und schwer verletzt. Nach der Reanimation am Unfallsoft erlag der Einjährige seinen schweren Verletzungen im Krankenhais St. Johann.
Fahrerin verwechselte scheinbar Gas- und Bremspedal
Laut Angaben der Polizei hatte die 86-jährige Lenkerin das Gas- mit dem Bremspedal verwechselt. Sie stehe unter Schock und soll in den nächsten Tagen einvernommen werden, sagte ein Kommandant der zuständigen Polizeiinspektion Söll der APA. Sie sei zum Unfallzeitpunkt nicht beeinträchtigt gewesen.
Die Österreicherin war mit ihrem Automatikfahrzeug in Richtung einer freien Parklücke nahe des Haupteingangs des Supermarktes gerollt. Zur selben Zeit spazierte eine 28-jährige Österreicherin mit ihrem einjährigen Sohn im Kinderwagen am Geschäft entlang in Richtung des Haupteingangs.
Anstatt zu bremsen, dürfte die Fahrerin das Auto beschleunigt haben. Weitere Ermittlungen zu Unfallhergang und Ursache laufen. Die Mutter des Buben sowie die Unfalllenkerin wurden vom Kriseninterventionsteam betreut.
Dauerthema Fahrtüchtigkeitsüberprüfung
Ähnliche Fälle gibt es immer wieder in Österreich. In Oberösterreich krachte letzten Sommer ein ebenfalls 86-Jähriger mit seinem PKW in einen Markstand und verletzte 13 Menschen. Die Forderung nach einer Fahrtüchtigkeitsüberprüfung bekommt dadurch regelmäßig Wind in die Segel. Auch jetzt wurden in sozialen Netzwerken wieder Rufe danach lauter.
Für mich immer wieder unfassbar, dass nach wie vor keine Fahrtüchtigkeitsüberprüfung bei Senioren verpflichtend ist. https://t.co/FlcrPxGFxg
— ᥴꪖ𝕣ⅈꪀꪖ🇦🇹 (@Cara113377) July 19, 2022
Andere verteidigen ihre älteren Angehörigen, die auch mit über 80 noch gut Auto fahren. Diese sollten an einer Fahrtüchtigkeitsüberprüfung jedoch ohnehin nicht scheitern.
Seitens des Klima- und Verkehrsministeriums unter Leonore Gewessler (Grüne) betont man die Verkehrssicherheitsstrategie 2021-2030. Dort heißt es, Untersuchungen in Ländern, wo die Überprüfung der Fahrtüchtigkeit bereits Realität sind, hätten ergeben, dass diese Überprüfungen und Gesundheitschecks mangelhaft seien. Stattdessen will man, genau wie das Kuratorium für Verkehrssicherheit, das im Ministerium angesiedelt ist, auf Eigenverantwortung der Fahrer und Meldungen seitens ihrer Familienmitglieder setzen.
(dp/apa)
Titelbild: APA Picturedesk