Neue Teststrategie für Wien
Mit einer kleinen Box will man in Wien Corona den Kampf ansagen. Im Rahmen des Pilotprojekts “Alles gurgelt” können seit Ende Jänner bis zu 60.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheits- und Sozialbereich samt deren Familienangehörigen zwei Mal wöchentlich einen PCR-Selbsttest mittels Gurgelmethode durchführen. Durchgeführt wird das Projekt von der Stadt Wien zusammen mit REWE und der Post. Die Hintergründe dieser Zusammenarbeit bleiben geheim.
Wien, 08. Februar 2021 | Die neue Teststrategie der Stadt Wien steckt in einer kleinen Schachtel. Inhalt ist ein PCR-Gurgeltest, der in Zukunft am Arbeitsplatz und von zu Hause aus einen kostenlosen und schnellen Nachweis auf das Virus liefern soll – ein “Wohnzimmer”-PCR-Test also. Schon am vergangenen Freitag hatte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ins Rathaus geladen, um die schon “getestete Teststrategie” vorzustellen. Die Gurgelschachtel schließt laut Gesundheitsstadtrat Peter Hacker die “Lücke” zu den vorhandenen Strategien und wird im März breit ausgerollt.
Getestet wird daheim vor dem Computer oder Tablet, der Test wird in ein Labor geschickt und ausgewertet. Das Testergebnis kommt anschließend per Mail. Zuerst sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Gesundheits- und Sozialwesen getestet werden. Nach der Pilotphase soll dann auch für Privatpersonen deutlich aufgestockt werden, so die Stadt Wien gegenüber ZackZack. Abgegeben werden die Tests in Filialen des REWE-Konzerns, verschickt mit der Post. Die Testpersonen werden innerhalb von 24 Stunden digital über das Ergebnis informiert.
Kostenfreie PCR-Tests sollen Teststraßen entlasten
Das neue Programm für die Wiener Betriebe ist eine Ergänzung zum Angebot der Teststraßen und der Schnupfen-Checkboxen. Auch bei einer geplanten breiten Ausrollung sollen die derzeit sechs Teststraßen und 30 Checkboxen in den Bezirken bleiben.
Während der Testphase gurgeln zunächst Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Wiener Betrieben und Organisationen im Gesundheits- und Sozialbereich – insbesondere auch in der 24h-Betreuung. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer Wien wurden Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel, Dienstleistungen, Verwaltung und Interessensvertretungen ausgewählt, die ihre Mitarbeiter und deren Haushaltsangehörige regelmäßig testen lassen. Der Test ist für die Mitarbeiter kostenlos. Ab Mitte März sollen die Tests auch für Privathaushalte zur verfügung stehen.
Lockdown: Verlust von 2,1 Millarden Euro
2,1 Milliarden Euro habe der Wirtschaftsraum Wien durch den Lockdown in den vergangenen sechs Wochen verloren, sagt der Chef der WienerWirtschaftskammer, Walter Ruck. Das soll bald der Vergangenheit angehören, denn der Gurgeltests gilt als Eintrittstest für Friseure und andere Dienstleister. “Wir wollen weiter in die Breite kommen. Durch das Projekt soll ein größers Angebot geschaffen werden, um es noch mehr Menschen zu ermöglichen, sich testen zu lassen. Besonders in den Betrieben muss die Bereitschaft erhöt werden”, heißt es aus dem Büro von Stadtrat Peter Hacker gegenüber ZackZack. Erste Ergebnisse der durchgeführten Tests lägen bereits vor. In der ersten Pilotwoche wurden 5.590 Proben mittels PCR-Verfahren ausgewertet – fünf davon waren positiv. Das entspricht eine Positivitäts-Rate von 0,09 Prozent. “Ausgegeben wurden bisher zwei mal die Woche 60.000 Tests. Das sind ungefähr 120.000 Testkits pro Woche. Diese Menge kann bis zum Ende des Pilotprojekts wöchentlich verteilt werden”, erklärt der Stadtrat-Sprecher gegenüber ZackZack.
Geheimniskrämerei um Zusammenarbeit mit REWE
Wie die Zusammenarbeit mit REWE zustande kam und warum gerade der deutsche Konzern als Partner gewählt wurde, das wollen weder REWE noch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker auf ZackZack-Nachfrage verraten. “Jede Initiative, die für eine Verbesserung der aktuellen Situation beiträgt, ist zu begrüßen.”, sagt ein REWE-Sprecher. Man wolle die Stadt “als Vertriebs- und Distributionskanal unterstützen.” Doch zu den Hintergründen der Kooperation hüllen sich beide Seiten in Schweigen. Eine Ausschreibung scheint es nicht gegeben zu haben. Wie viel Geld bekommt REWE von der Stadt für die Zusammenarbeit? Wer hat sie angebahnt? Das “dürfe” man nicht sagen, heißt es bei REWE. Und im Büro von Peter Hacker verspricht man, diese Informationen zu besorgen. Sie blieben aber aus.
(jz/tw)
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