Politiker durch Maschinen ersetzen? Eine Mehrheit in Europa würde diese Idee unterstützen.
Wien, 15. Juni 2021 | Sollen Politiker durch einen Algorithmus ersetzt werden? Geht es nach einer Studie der spanischen Privatuniversität IE University, die Ende Mai veröffentlicht wurde, würde die Mehrheit der Europäer diese Idee unterstützen. Trotz der offensichtlichen Beschränkungen der künstlichen Intelligenz würden 51 Prozent der Bevölkerung in Europa einen solchen Schritt befürworten.
Keine Mehrheit in Deutschland
Besonders beliebt ist die Idee in Spanien: Dort würden 66 Prozent der Befragten die Politiker umgehend durch Algorithmen ersetzen. In Italien sind 59 Prozent, in Estland immerhin 56 Prozent für die Idee. Doch es gibt auch Länder, in denen die Idee keine Mehrheit findet: In Großbritannien sind sogar 69 Prozent dagegen. Auch in Deutschland (54 Prozent dagegen) und den Niederlanden (56 Prozent dagegen) findet die Idee keine Mehrheit.
Besonders in China wäre die Idee sehr beliebt. 75 Prozent der Befragten in China unterstützen die Idee. Dagegen sind 60 Prozent der Amerikaner dagegen. Insgesamt wurden 2.796 Personen aus elf Ländern befragt, aus Österreich gibt es keine Daten.
Junge dafür, Alte dagegen
Große Unterschiede gibt es erwartungsgemäß zwischen den Generationen. Während über 60 Prozent der 25- bis 34-jährigen Europäer einen solchen Plan unterstützen würden, hält die Mehrheit der über 55-jährigen den Austausch der Politiker für keine gute Idee.
Einer Leiter der Studie, Oscar Jonsson, sagte gegenüber dem US-amerikanischen TV-Sender „CNBC“, dass dies den „jahrzehntelangen Rückgang des Glaubens an die Demokratie“ zeigen würde. Politische Polarisierung, Filterblasen und Informationshierarchien seien Gründe, weshalb viele Menschen genug von Politikern hätten.
„Jeder glaubt, dass die Politik immer schlimmer wird. Die Schuld daran wird den Politikern gegeben. Deshalb fängt die Studie einen allgemeinen Zeitgeist“, sagte Jonsson. Für ihn kommen die Ergebnisse gar nicht überraschend, würde man bedenken, „wie viele Leute ihre Abgeordneten kennen und wie viele Leute wissen, was ihr Abgeordneter tut.“
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk