ORF:
Eine eigene Sendung für den Kanzler? Das könnte sich der neu gewählte ORF-Chef Roland Weißmann durchaus vorstellen. Im Interview mit dem Ö1-Morgenjournal betonte der türkise Wunschkandidat, gegen einen solchen Vorschlag “nichts einzuwenden” zu haben.
Wien, 11. August 2021 | Nachdem sich Weißmann bereits Dienstagabend bei Armin Wolf in der ZIB2 erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorstellen konnte, ging es Mittwochfrüh gleich im Radio weiter – zum Interview mit dem Ö1-Morgenjournal.
Fleischmann-Konferenz: “Ganz normal”
Auf die erste Frage, wo bei ihm die Grenze der politischen Beeinflussung liege, wiederholte Weißmann, dass es “politische Interventionen bei ihm nicht geben” werde. Wenn es jedoch welche geben sollte, würde er denen nicht nachgeben:
“Es muss ganz klar sein, Unabhängigkeit, Objektivität ganz, ganz wichtig und da lassen wir uns niemanden dreinreden.”
Angesprochen auf den aufgetauchten Screenshot, der Weißmann gemeinsam mit Kurz’ Medienbeauftragten Gerald Fleischmann in einer Videokonferenz zeigt, meinte der zukünftige ORF-Chef, dass es ganz normal sei, sich regelmäßig mit Stiftungsräten und anderen Stakeholdern auszutauschen.
„Es gibt viele Themen, die am Tisch liegen und wir haben immer wieder darüber gesprochen, der ORF hätte gerne eine digitale Novelle zum ORF-Gesetz. Wir haben die Streaming-Lücke, die uns in der Finanzierung sehr weh tut. Da reden wir natürlich mit Stakeholdern, mit Stiftungsrätinnen und Stiftungsräten und auch natürlich mit den politischen Parteien. Ich halte das für ganz normal“,
so Weißmann.
Auch andere Bewerber hätten da und dort mal vor Stiftungsräten gesprochen. Der Unterschied sei, man dürfe “etwas besprechen” aber sich niemals “absprechen”.
Eigene Sendungen für Kurz?
Dass der ORF in der Weißmann-Ära türkiser werden könnte, schließen viele nicht aus. Doch in welcher Form könnte das im Programm sichtbar werden? Werden für Sebastian Kurz vielleicht eigene Sendungen erfunden oder wird es Sonder-ZIBs mit Kanzler-Interviews ohne erkennbaren Anlass geben, wollte Ö1-Moderator Stefan Kappacher wissen. Weißmann zeigt sich gegenüber solchen Vorschlägen offen:
„Wenn es der Vorschlag der Redaktion ist, habe ich dagegen nichts einzuwenden, ist auch nicht meine Aufgabe. Die Redaktionen sind weisungsfrei und wenn die Redaktion befindet, es soll ein Interview geben oder eine Sendung, na dann wird es das geben.“
“Keine Spekulationen” über grüne Direktoren-Kandidaten
Peinliche Chatprotokolle soll es zudem über ihn nicht geben, ebenso wenig mache er sich als neuer ORF-Chef über den Misstrauensvorschuss, der ihm von vielen Seiten entgegengebracht wird, Gedanken. Seine Kritiker will er durch seine intensive Arbeit für den ORF letztendlich auch überzeugen können.
Ö3-Chef Georg Spatt und die ORF III-Geschäftsführerin Eva Schindlauer sollen von den Grünen für das Direktoren-Team eingebracht worden sein. Ob sie wirklich aufgenommen werden, darüber will Weißmann noch nicht spekulieren. Es sei zu früh über einzelne Namen zu sprechen.
(mst)
Titelbild: APA Picturedesk