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Studie empfiehlt Maßnahmen für psychische Gesundheit

Studie empfiehlt Maßnahmen für psychische Gesundheit

Schulen und Kindergärten offenhalten, Fokus auf Kontakt mit Gleichaltrigen, Bewegung fördern: Eine neue Studie gibt Empfehlungen, wie die Politik den Coronakrisen-Belastungen entgegenwirken kann.

Wien, 01. September 2021 | Das deutsche Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung veröffentlichte am Montag eine Studie zu den psychosozialen Belastungen während der Lockdown-Phasen in Deutschland. Die Ergebnisse bestätigen: Kinder und Jugendliche litten in der Zeit der Lockdowns massiv.

Deshalb sei die Förderung und Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und belasteten Familien zentral. Die Studienautoren fordern entsprechende Maßnahmen, um die psychische und körperliche Gesundheit in der Bevölkerung anzuheben.

Gesundheit und Lebensqualität in Krise gesunken

Essstörungen, Ernährungsprobleme und Gewalterfahrungen unter Kindern und Jugendlichen stiegen massiv an. So auch die am Bildschirm verbrachte Zeit, während das Ausmaß körperlicher Bewegung sank. Die gesundheitlichen Auswirkungen der Krise nehmen ein umfassendes Ausmaß an, wie die Ergebnisse der Studie zusammenfassen.

Lernzeit und Lernerfolg haben sich in den Schulschließungsmonaten deutlich reduziert, kommt die Studie zum Schluss. Psychische Beeinträchtigungen sind vor allem bei bereits vorbelasteten Kindern angestiegen. Auch Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung vieler junger Menschen wurden durch die Kontaktbeschränkungen beeinträchtigt. 25% der Jugendlichen weisen für Mai/Juni (nach 1. Lockdown) eine klinisch relevante Symptomatik von Depressivität auf. Im Jahr vor der Pandemie betraf das lediglich zehn Prozent der Jugendlichen.

Besonders betroffen seien weibliche Jugendliche. Hier habe sich die Zahl der subjektiven Depressivität von 13 auf fast 35 Prozent verdreifacht. Auch Jugendliche mit Migrationshintergrund sind besonders betroffen. Insbesondere Mütter, Alleinerziehende und einkommensschwache Familien waren besonders von sinkender Lebenszufriedenheit und emotionaler Erschöpfung betroffen. Soziale Ungleichheiten verstärken die Belastungen.

Die Studienergebnisse bestätigen, wovor beispielsweise auch der Film „Lockdown Kinderrechte“ der Dokumentarfilmerin Patricia Marchart warnt.

Ein Drittel „stark belastet“, zwei Drittel „relativ gut“ durch Pandemie gekommen

Die Studienautoren bleiben allerdings positiv: Trotz der Ergebnisse könne nicht von einer „verlorenen Generation“ gesprochen werden. Rund zwei Drittel der jungen Menschen seien demnach trotz mancher Schwierigkeiten „relativ gut durch die bisherigen pandemiebedingten Einschränkungen gekommen“. Doch das Drittel der stark belasteten Kinder und Jugendlichen müsse unterstützt werden.

Die Autoren geben im Fazit ihrer Studie zahlreiche Empfehlungen ab. Vorrang haben dabei Kindergärten und Schulen, die „prioritär offengehalten werden“ sollten. Darüber hinaus müsse die Situation der Kinder, Jugendlichen und Familien bei Corona-Maßnahmen berücksichtigt werden: „In politischen Entscheidungsgremien zur Pandemie sollten Expertinnen und Experten der interdisziplinären Familienwissenschaft regelmäßig eingebunden werden.“

Schulischen Druck reduzieren

Eine weitere Empfehlung zielt darauf ab, auf kurzfristige Sicht Lebensfreude und Freizeit mit Gleichaltrigen zu ermöglichen, während Lernrückstände auf langfristige Sicht aufgeholt werden sollen:

„Kontakte mit Gleichaltrigen, Lebensfreude und altersgerechte Erlebnisse in Sport, Freizeit oder Reisen sind daher zukünftig zentral, nicht nur Nachhilfeangebote“, so die Studienautoren.

Sport und Bewegung „so lange wie möglich“ anbieten

Außerdem empfehlen die Autoren der Studie den Ausbau von Schulsozialarbeit sowie von psychologischen und psychotherapeutischen Angeboten. Auch der ambulante und stationäre Sektor müsse gestärkt werden. Beratungs- und Erholungsangebote für belastete Familien müssten weiters ausgebaut werden, die Leistungen der Eltern in der Pandemie sollen Anerkennung erhalten. Sprachförderung müsse ausgebaut werden, Kinder mit Migrationshintergrund zielgenau gefördert werden.

„Sport, sowohl innerhalb der Bildungseinrichtungen als auch im organisierten Sport, bietet Kindern die Möglichkeit eines physisch und psychisch gesunden Aufwachsens und gleichzeitig auch die Möglichkeit, soziales Miteinander zu erlernen. Dafür sollten gerade Sportangebote für Kinder und Jugendliche so lange wie möglich auch bei einschränkenden Maßnahmen des Infektionsschutzes aufrechterhalten werden.“

(lb)

Titelbild:Pixabay

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