»Menschenverachtend«
Ein Plakat der FPÖ sorgt im Grazer Wahlkampf für Wirbel. Die NEOS bezeichnen es als „menschenverachtend“, das sehe auch der Fotograf des Bildes so. Die FPÖ sieht kein Problem darin.
Wien, 17. September 2021 | Am 26. September wählt Graz. Die neueste Plakatkampagne der FPÖ provoziert so knapp vor der Wahl besonders stark. Ein Schwarz-Weiß-Bild zeigt mutmaßlich flüchtende Männer. Die Partei von Vizebürgermeister Mario Eustacchio legte zudem einen schwarzen Balken über die Augen der Abgebildeten. Bildtext dazu: „Graz ist nicht eure Heimat! Garantiert!“
NEOS: “Menschenverachtend”
Die NEOS kritisieren das Plakat scharf. Der Grazer Spitzenkandidat Philipp Pointner sagte in einer Aussendung dazu: “Das Plakat, dass die FPÖ Graz aktuell für den Wahlkampf verwendet ist menschenverachtend.“ Auch der Fotograf des ursprünglichen Bildes sei dieser Meinung, so die NEOS und sicherten ihm rechtliche Unterstützung zu: „Außerdem fordern wir die FPÖ hiermit auf, die Plakate mit dem wahrscheinlich illegal genutzten Foto sofort abzuhängen, die haben in unserer Menschenrechtsstadt Graz nichts verloren!”
Das Bild wurde vom tschechischen Fotografen Radek Procyk im Jahr 2015 in Ungarn geschossen.
Er dokumentierte das Geschehen vor Ort und machte die Bilder nach eigenen Angaben um den Menschen zu helfen, nicht für Extremismus. Daher gab er diese Bilder auch nur für redaktionelle, nicht für werbliche Zwecke zur Nutzung frei.
Auch die grüne Spitzenkandidatin Judith Schwentner kritisierte das FPÖ-Plakat. Es sei eine “Schande für die Menschenrechtsstadt Graz”.
FPÖ sieht kein Problem
Die FPÖ sieht kein Problem in dem Plakat. Der steirische FPÖ-Landeschef Mario Kunasek sagte am Mittwoch dazu: “Das ist sehr bemerkenswert, sich vor dem Hintergrund von 21 Frauenmorden in linker Gutmenschenmanier über ein Plakat aufzuregen.” Zum Vorwurf der Grazer NEOS, das Bild sei im Jahr 2015 von einem tschechischen Fotografen nur für redaktionelle, nicht für werbliche Nutzung freigegeben, sagte Kunasek zur APA, das Foto sei über eine Agentur erworben worden. Die in mehren Teilen gegliederte Kampagne zur GR-Wahl sei eben mit dem Thema Asyl geplant gewesen.
Vizebürgermeister Eustacchio sagte unter anderem, “eine patriotische Partei hat die Aufgabe und Pflicht, sich um die Menschen zu kümmern.” Das Versagen (bei der Flüchtlingswelle 2015/16, Anm.) und bei den folgenden Verbrechen “von Diebstahl bis Mord” habe die damalige Politik mit zu verantworten. Auch Organisationen “von Caritas bis SOS Mitmensch” hätten hier Mitverantwortung.
(bf/apa)
Titelbild: NEOS Graz