Rabensteiner
„Gegen all euer Leiden verschreibe ich euch Lachen“, sagte der französische Arzt und Humanist François Rabelais. Die wöchentliche Dosis Medizin verabreicht Fritz Rabensteiner.
Wien, 05. Februar 2022 | Ich bin seit Jahren mit Margarete Schramböck befreundet. Das ist eine tüchtige Frau. Wir haben wirklich Glück mit ihr. Ich mag sie sehr, und das weiß sie auch. Wir schicken uns Mails, sind über Facebook und WhatsApp verbunden und manchmal skypen wir auch. Sie hat sich in letzter Zeit ein wenig rar gemacht, weil sie sich neu orientieren möchte. Angebote großer Konzerne hätte sie zuhauf, aber sie will etwas gänzlich Neues machen. Sie will in die Werbung. Ich finde das großartig. Sie hat sogar schon einen Manager. Aber zunächst muss das passende Produkt gefunden werden. Das ist entscheidend für ihre Karriere als Testimonial. Letzten Donnerstag fand die erste Besprechung statt.
Manager: „Gretel, du wüst den Menschen wos verkaufen, wunderboar. Oba du derfst nix erklären, verstehst mi? Nix reden, nur herzoagn.“
Schramböck: „I bin ausgewiesene Technikexpertin. Mit Studium, longjähriger Erfohrung und Kompetenz im Führungsbereich. Und erfolgreiche Ministerin. Des hot net jede. Produkte gaberts do gnua. Vielleicht Staubsauger. Oda Mixer.“
Manager: „Oiso i denk, des gonze Thema mit Technik und so, des loss ma vorerst weg. Ist nur so a Gefühl.“
Schramböck: „Wos is mit Möbel? Wohnzimmergarnituren. Kuchln. Bodezimmer.“
Manager: „Fiar die Oma Putz bist no zu jung. Und bei IKEA? Hängeregal Grøtel. Lattenrost Schrømbøck. Na, vergiss des bitte.“
Schramböck: „Schod. Vielleicht irgendwos mit Internet?“
Manager: „Na, na, na, auf goar kan Foi, Grøtel. Tschuldige, Gretel. Glaub ma, dafiar bist du eindeutig überqualifiziert. I man, was soi denn des? Des ist doch Kinderkram. Oda des gaunze Handyzeug. I sog nur Krankl. Und daun steht do die Frau Dr. Schramböck und sogt le-gen-där. Na, bitte. Und bevor du frogst: Wir mochn a sicher nix mit Energetik.“
Schramböck: „Kane Traumfänger?“
Manager: „Kane Traumfänger. G‘sunde Ernährung kenntat wos fiar di sein.“
Schramböck: „Findest du mi dick?“
Manager: „Na, oba ois Hobbygärtnerin kennst di mit Obst und Gemüse aus. Dazua Gummistiefl, Kopftiachl, Kittelschürz‘n und fertig ist des Plakat. Des kenntat funktionieren, weil es authentisch is. Die grüne Grøtel. Scheiß IKEA, Gretel man i.“
Schramböck: „Bin i wirklich net zu dick? Oda sogst des nur so?“
Manager: „Du bist net zu dick. Oba vielleicht passt Obst und Gemüse do net so guat zu dir. I man, du bist a Frau von Wöd. A Dame. Ka G’scherte. Brauchst di nur in Spiagl schaun.“
Schramböck: „Eben. Waun i do an der Hüft‘n a wenig obnehmen tät, sogn ma um die fünf Kilo, daun schauat des doch besser aus, oder?“
Manager: „Is guat jetzt. Und wir mochn a ka Werbung fiar irgendan Supermorkt. Du waßt, was aus‘n James Bond worn is, seit er fiar Spar wirbt. Der verteidigt an Koffer Scampi gegen die Kommunisten. Entwürdigend.“
Schramböck: „Scampi, des warat doch wos. Meeresfrüchte und Fische.“
Manager: „Mit’n Käpt’n Iglo kaunst net in See stechen. Der nimmt nur Kinder mit. Oba mit Mode kennt ma eventuell wos mochn, obwoi des a hagliches Thema is. Die Frauen segn di im Fernsehen, zwängen si in deine Fetzen und schaun daun womöglich aus wia a voig‘schissener Strumpf.“
Schramböck: „I schau oiso aus wia a voig‘schissener Strumpf? I bin do net die Köstinger.“
Manager: „Na, net du. So wor des do net g‘mant. I man die Weiber, die deine Fetzen…“
Schramböck: „Typisch Manager. Dir geht’s nur um dei Provision, net um mei Karriere. Überleg da endlich wos Passendes fiar mi. Ohne mi verdienst du nämlich nix. Wos is, waun i morgen stirb?“
Manager: „Freitag.“
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Titelbild: APA Picturedesk