Ukraine
Die Vereinten Nationen haben Mitarbeiter dazu aufgefordert, sich unparteiisch zu zeigen, wenn es um den Krieg in der Ukraine geht. In einem Mail wurden sie dazu aufgefordert, sich an der Ausdrucksweise von UN-Generalsekretär António Guterres zu orientieren.
Wien, 10. März 2022 | In einem E-Mail der Vereinten Nationen, das ZackZack vorliegt, fordern die UN ihre Mitarbeiter auf, mit Bedacht über die Ukraine zu sprechen. Im Schreiben mit dem Titel “Anleitung für das Personal zu persönlicher Kommunikation über die Situation in der Ukraine” werden Mitarbeiter aufgefordert, sich dabei an den Statements von Generalsekretär António Guterres zu orientieren – ein Link zu dessen offizieller Website ist eingebettet. Unter dem Bild eines Pressetermins von Guterres wird die russische Invasion als “Militär-Operation” bezeichnet und damit die Erzählung Russlands übernommen.
Auf der offiziellen Website des UN-Generalsekretärs ist von einer “Militär-Operation” Russlands die Rede. Screenshot: ZackZack
Am Montag hatten die “Irish Times” berichtet, dass die Vereinten Nationen ihren Mitarbeitern in einem Mail verboten hätten, die Kämpfe in der Ukraine als „Krieg“ oder „Invasion“ zu bezeichnen. Die Mitarbeiter wurden dazu aufgefordert, stattdessen von einem „Konflikt“ oder einer „Militär-Offensive“ zu sprechen.
UN-Mitarbeiter sollten “unparteiisch” sein
In dem E-Mail, das ZackZack vorliegt, heißt es, es sei verständlich, dass man anlässlich der Entwicklungen seine Ansichten teilen wolle, “persönliche Foren wie soziale Medien eingeschlossen”. Die Mitarbeiter werden aufgefordert, sich ihrer “Rechte und Pflichten als internationale Beamte” bewusst zu sein. Sie sollten demnach “unabhängig und unparteiisch” handeln. Das Schreiben ging laut Adresszeile an alle Sekretariate, Sonderorganisationen, Fonds und Programme der Vereinten Nationen.
Ein Link zu den allgemeinen Verhaltensrichtlinien für UN-Mitarbeiter ist dem Mail ebenfalls beigefügt, mit der Aufforderung, sie sich noch einmal durchzulesen. Darin steht, dass das Personal in allen ihre Arbeit betreffenden Angelegenheiten unparteiisch, fair, ehrlich und aufrichtig sein sollten. Politische Statements sollten laut ZackZack-Quelle nie gemacht werden, das sei nichts Neues.
UN dementiert: nicht “offizielle Richtline”
UN-Sprecher Stéphane Dujarric hatte laut “Irish Times” bestätigt, dass das Mail gesendet worden war, aber gesagt, dass es nicht als offizielle Richtlinie gelte. In einem späteren Mail wurde Mitarbeitern dann laut dem Medium wieder erlaubt, von einem Krieg und einer Invasion zu sprechen.
Nach Dementi der UN teilte die “Irish Times”-Journalistin Naomi O’Leary weitere Mails auf Twitter. Am 25. Februar sind demnach Mitarbeiter eines UN-Ausschusses darüber informiert worden, dass UN-Generalsekretär António Guterres entschieden habe, von einer „Militär-Operation“ zu sprechen und nicht von einer „Invasion“ oder einem „Einfall“.
Email from New York UNDP, February 25, setting out communications and language policy regarding Ukraine:
"The SG has decided to use the phrase “military operations” (not invasion or incursion)."
SG is an abbreviation for UN Secretary General, @antonioguterres pic.twitter.com/97BsVw8GnE— Naomi O'Leary (@NaomiOhReally) March 8, 2022
Pikantes Detail: Laut “Irish Times” wurde vom offiziellen UN-Sprecher-Twitter-Account getweetet, das es sich bei dem Bericht um einen “Fake” handle, der Tweet wurde dann aber wieder gelöscht. In einem Statement auf Twitter bestritt Stéphane Dujarric am Dienstag, dass es jemals eine weltweite Weisung an UN-Mitarbeiter mit einer Liste von verbotenen Wörtern gegeben hätte. Das UN-Büro in Wien hat gegenüber ZackZack kein Statement abgegeben.
Russland mächtiger UN-Mitgliedstaat
Russland ist ein mächtiger Mitgliedstaat in den Vereinten Nationen. Das Land ist eines von fünf Mitgliedern im UNO-Sicherheitsrat – neben China, Frankreich, Großbritannien und den USA. Alle Sicherheitsrat-Mitglieder haben die Macht, mit einem Veto Beschlüsse des UN-Sicherheitsrats zu blockieren.
(pma)
Titelbild: APA Picturedesk