Das ist ein Unterüberschrift
Eine Frau posiert vor dem Brandenburger Tor für ein Foto. Plötzlich fliegt ein Kampfjet mit vollem Karacho vorbei, dann knallt es. Die Kampagne hinter dem täuschend echt wirkenden Video spaltet derzeit das Netz.
Berlin, 21. März 2022 | Die Bilder und Videos, die das Leid und die Zerstörung dieser Tage in zahlreichen ukrainischen Städten zeigen, lassen den Rest der Welt geschockt zurück. Aber wie würde ein Bombenangriff auf Berlin oder Paris aussehen?
Eine Social Media-Kampagne mit dem Narrativ “Ihr seid demnächst selbst betroffen, wenn ihr jetzt nicht eingreift”, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Krieg für jene, die ihn noch nicht erlebt haben, greifbarer zu machen. Die derzeit auf sämtlichen Plattformen kursierenden Fake-Videos tragen den Krieg eiskalt nach Europa hinein. Etwa in die deutsche Bundeshauptstadt, wie eines der Videos zeigt.
Berlin unter Beschuss
Ein brennender Fernsehturm, Raketeneinschläge auf Gebäude, Helikopter kreisen über der Stadt. Der erste Schock-Moment folgt gleich in den ersten Sekunden des Clips: eine junge Frau posiert vor dem Brandenburger Tor, als es plötzlich kracht.
https://twitter.com/HalibutAngry/status/1505458490348867584
Die Explosionen und Hilfeschreie wirken in der ersten Betrachtung derart real, dass es vielen kalt den Rücken herunterläuft. Auch am Ende des Videos klären die derzeit noch unbekannten Macher des Videos den Fake offiziell nicht auf. Man lässt den Zuseher nur mit den folgenden, mahnenden Worten zurück: “Der Krieg kommt näher. Die Ukraine kämpft für unsere Werte. Stoppt die russische Aggression. Steht an der Seite der Ukraine.”
Auch der ehemalige ukrainische Botschafter in Österreich, Olexander Scherba, teilte das Video auf Twitter mit den Worten “Stellen Sie sich vor, diese Dinge würden in Ihrem Land passieren.”
“Glaubt ihr, das betrifft euch nicht?”
Vor wenigen Wochen hatte es bereits ein ähnliches Video gegeben, das die Bombardierung der französischen Hauptstadt Paris zeigt. Auch hier: Bombenangriffe auf den Eiffelturm, Kampfjets und Explosionen. Das Video wurde unter anderem von der offiziellen Twitter-Seite des ukrainischen Parlaments geteilt: “Glaubt ihr, das betrifft euch nicht? Heute ist es die #Ukraine, morgen wird es ganz #Europa sein. Russland wird vor nichts Halt machen.”, warnt das Parlament vor weiteren Angriffen Russlands.
Would the famous Eiffel Tower in #Paris or the Brandenburg Gate in #Berlin remain standing under endless bombing of Russian troops?
Do you think that does not concern you?
Today it’s #Ukraine, tomorrow it will be the whole of #Europe. Russia will stop at nothing. pic.twitter.com/vi6z5UWV8q— Verkhovna Rada of Ukraine – Ukrainian Parliament (@ua_parliament) March 11, 2022
Netz gespalten
Wie weit darf Social Media in so einem Fall gehen? Im Netz lösten die Videos eine heftige Debatte aus. Für die einen ist es eine geniale Social Media-Kampagne, die wachrüttelt, für die anderen ist sie geschmacklos und unnötige Angstmache.
Der Beitrag mit dem Berlin-Video wurde von mehreren Nutzern gemeldet. Twitter kam letztlich aber zu dem Schluss, dass der Inhalt “im Rahmen der Twitter-Regeln oder der deutschen Gesetze nicht der Entfernung unterliegt”.
(mst)
Titelbild: twitter.com/TheAngryHalibut