»Nie da gewesener Blutnotstand«
Krisen, Rekord-Hitze und jetzt auch noch die Urlaubszeit: All das sorgt dafür, dass die Zahl der verfügbaren Blutkonserven so niedrig ist wie seit 25 Jahren nicht. Das Rote Kreuz ruft daher die Bevölkerung dringend zum Spenden auf.
Wien, 28. Juni 2022 | Die Blutspendezentralen des Roten Kreuzes richten einen dringenden Appell an die Bevölkerung, Blut zu spenden. Es handle sich um den niedrigsten Stand an Blutkonserven seit 25 Jahren. Da vor allem jetzt in der Urlaubszeit die Bereitschaft normalerweise zurückgeht, sei die Lage umso ernster.
Nicht nur in Österreich ist die Lage besorgniserregend. Auch in vielen Ländern Europas aber auch in den USA, Australien oder Kanada haben die Blutspendedienste mediale Aufrufe gestartet, da sie ebenso mit einer niedrigen Spendenbereitschaft konfrontiert sind.
Rotkreuz-Präsident warnt vor Triage
Aktuell kann die Vollversorgung mit Blutprodukten über den Sommer hinweg in ganz Österreich nicht gewährleistet werden, heißt es am Dienstag in einer Aussendung des Roten Kreuzes. Der Verbrauch in den Spitälern ist hoch, und die Blutspendedienste schaffen es nicht mehr, alle Bestellungen zur Gänze und zeitnah zu erfüllen.
„Sinken die Lagerstände an Blutkonserven weiter, ist eine Triage in den Krankenhäusern unumgänglich. Das bedeutet, dass nur lebensnotwendige Eingriffe beziehungsweise Behandlungen durchgeführt werden können und geplante, nicht lebensnotwendige Operationen verschoben werden”, so Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer.
Corona und andere Krisen Grund für Mangel
Im Vorjahr haben nur 3,56 Prozent der spendefähigen Österreicher ihr Blut zur Verfügung gestellt. Das sei vor allem auf die vergangene Corona-Omikron-Welle zurückzuführen, wo viele ihr Blut krankheitsbedingt nicht spenden durften. Für die mangelnde Bereitschaft gebe es aber viele Gründe.
Rotkreuz-Generalsekretär Michael Opriesing hebt hervor, dass in der Bevölkerung eine “gewisse Müdigkeit” eingetreten sei und viele Botschaften nicht mehr durchdringen würden. “In den vergangenen Monaten wurde uns allen viel abverlangt. Tagtäglich sind wir mit Botschaften aus dem Gesundheitswesen und den Auswirkungen weltweiter Krisen konfrontiert, die Solidarität und Unterstützung fordern.”
Während auf Seiten der Spitäler ein erhöhter Verbrauch festzustellen sei, sei man gleichzeitig mit einem für den Sommer typischen Rückgang aufgrund von Urlaub konfrontiert. Dementsprechend komme der Gedanke an die Blutspende zu kurz. “In den vergangenen Jahren konnten wir diesen Rückgang mit den im Frühjahr aufgebauten Reserven ausgleichen – heuer zeigen die verstärkten Maßnahmen vor dem Sommer aber leider kaum Wirkung“, erklärt Dr. Ursula Kreil, Leiterin der Abnahme in der Blutspendezentrale für Wien, Niederösterreich, Burgenland.
Jetzt Blutspenden
Blutspenden können alle Personen vom 18. bis zum 70. Geburtstag, die gewisse gesundheitliche und gesetzliche Kriterien erfüllen. Zur Blutspende ist ein amtlicher Lichtbildausweis notwendig.
Alle Informationen und die nächsten Termine in Ihrer Nähe finden Sie unter: www.gibdeinbestes.at sowie unter der kostenlosen Servicenummer 0800 190 190.
(mst)
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