NEOS-Sozialsprecher wettert gegen »Geringverdiener«
Der Sozialsprecher der NEOS, Gerald Loacker, beklagte sich auf Facebook über „Geringverdiener“, die „vom Staat die Hunderter überwiesen“ bekommen. Sein Fingerzeig wurde erwidert.
Wien/Bregenz, 09. August 2022 | Ein verbaler Ausritt von NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker gegen Teilzeitarbeitskräfte und “Geringverdiener” hat in Vorarlberg, seiner Heimat, eine öffentliche Diskussion ausgelöst. Die Vorarlberger Grüne Sandra Schoch, Vizebürgermeisterin von Bregenz, widersprach ihm auf Facebook, die „Vorarlberger Krone“ griff die Debatte auf und sah „den Bogen überspannt“.
Teilzeitkräfte „wollen nix arbeiten“
Für Erregung sorgte vor allem Loackers Ansage in Richtung Teilzeitarbeitskräfte. Loacker warf ihnen vor, dass diese „nix mehr arbeiten“ wollten. Der NEOS-Politiker bezog sich dabei auf einen Artikel im „Standard“, in dem junge Menschen erklären, warum sie nie wieder Vollzeit arbeiten wollen. Loacker warf Teilzeitarbeitskräften nicht nur Unwillen zur Arbeit vor, sondern unterstellte ihnen indirekt, auf Kosten des Staates leben zu wollen. In seinem Post heißt es weiter: „Und dann sind sie Geringverdiener, gelten als ‘bedürftig’ und bekommen vom Staat die Hunderter überwiesen.“ Im von ihm verlinkten “Standard”-Artikel war ein Beispiel dafür allerdings nicht zu finden.
Empörung bei politischer Konkurrenz
Das Pendant von Loacker bei der SPÖ, Sozialsprecherin Manuela Auer, kontert auf ZackZack-Anfrage: Es sei ersichtlich, dass Loacker „die harte Lebensrealität hunderttausender Menschen in Österreich schlichtweg nicht interessiert. Es ist bezeichnend, wie ignorant, respektlos und überheblich der sogenannte ‚Sozialsprecher‘ der NEOS auf die Nöte normaler Menschen herabblickt. Es würde ihm guttun, einen Tag in den Schuhen eines Arbeitnehmers zu stecken”. Außerdem wies Auer mit scharfen Worten auf die Teuerung hin, die vielen Menschen derzeit Probleme bereite und richtete Loacker aus: „Wer schon nichts zur Lösung beitragen will, sollte zumindest still bleiben, anstatt die Gesellschaft noch weiter zu spalten.“ Denn, so Auer weiter, “die NEOS verurteilen nicht die Profiteure der Krise, sondern ihre Opfer. Das ist ein völlig verkehrtes Weltbild.”
Schoch attackierte Loacker auf Facebook: „Wir erleben multiple Krisen, die Teuerung trifft vor allem vulnerable Gruppen, wir versuchen mit Sozialleistungen zu stützen. Gleichzeitig wird weiter ein neoliberales Bild verbreitet, das zum Fremdschämen ist.“ Für die Zukunft der Arbeitswelt hatte die Grüne Abgeordnete eine Prognose parat: „Wirtschaft wie bisher wird so nicht mehr funktionieren. Und dieses Menschenbild des Leistungsunwillen wird nicht mehr hingenommen.“
Politischer Farbwechsel vom Ländle nach Wien
Loacker begann seine politische Karriere 2001 bei der ÖVP Dornbirn. Ein Jahr später musste er seine Kandidatur für einen Platz als Nationalratsabgeordneter zurückziehen, weil er seine eigene Konkurrentin öffentlich angegriffen hatte. 2013 wechselte er zu den NEOS und zog als Abgeordneter des Landwahlkreises Vorarlberg erstmals in den Nationalrat ein.
(dp)
Titelbild: Robert Jäger/APA/picturedesk.com