Keine rasche Einigung zeichnet sich bei den Lohnverhandlungen in der Metallindustrie ab. Nächste Woche könnte es zu ersten Streiks kommen.
Wien, 25. Oktober 2022 | Die Stimmung zwischen den Kontrahenten bei den Lohnverhandlungen der Metaller hat sich auch nach der dritten Verhandlungsrunde nicht aufgehellt. Der Forderung nach 10,6 Prozent wollte die Arbeitgeberseite nicht nachkommen. Sie blieb weitgehend bei ihren angebotenen 4,1 Prozent Lohnerhöhung.
Leere Fabriken
Sollte keine Bewegung in die Position der Arbeitgeberseite kommen, drohen die Gewerkschaften mit Streiks in den Betrieben. Man habe zu diesem Zweck bereits Betriebsversammlungen abgehalten, um die Beschäftigten auf die Niederlegung der Arbeit einzustellen und Streikkomitees eingerichtet. Vor der nächsten Verhandlungsrunde am dritten November ist eine große Konferenz der Betriebsräte geplant. Dort sollen Abstimmungen zum Arbeitskampf abgehalten werden.
Bleibt auch die vierte Verhandlungsrunde ergebnislos, wird es erste Warnstreiks geben, kündigte die Gewerkschaft am Montagabend an. Man habe beim ÖGB um eine Streikfreigabe angesucht.
Unter der Inflationsrate
Besonders verärgert zeigen sich die Gewerkschaften darüber, dass das Angebot der Metallindustrie unter der jährlich relevanten Inflationsrate von 6,3 Prozent liege. Es handele sich deshalb um „eine Verhöhnung der Beschäftigten“, so die Vorsitzenden der Gewerkschaften gpa und PRO-GE.
„Die Arbeitgeber versuchen nach wie vor, die Rekordergebnisse der Vergangenheit unter den Teppich zu kehren und lassen angesichts der enormen Preissteigerungen jegliches Verantwortungsbewusstsein für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermissen. Es reicht. So können die Verhandlungen nicht weitergehen“, kritisiert Rainer Wimmer, Vorsitzender der Gewerkschaft PRO-GE.
Staatliche Unterstützung eingerechnet
Die Arbeitgeberseite sieht das naturgemäß anders. Einmal mehr betonte sie, dass die Metallarbeiter bereits durch die staatliche Unterstützung einen Teil der Teuerung abgegolten bekommen haben. Außerdem soll es Erfolgsbeteiligungen geben. Mit einer solchen von bis zu 2,2 Prozent kämen Arbeitnehmer gemäß des neuesten Angebots der Metallindustrie auf 6,3 Lohnerhöhung auf bestehende Gehälter.
Die Arbeitnehmer wollen davon allerdings nichts wissen. Die Unterstützung des Staates in die Lohnverhandlungen miteinzubeziehen sei nicht zur Kenntnis zu nehmen, sagte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian.
(dp)
Titelbild: ZackZack / Christopher Glanzl