Wolfgang Sobotka wollte für seinen Bösendorfer-Flügel keine Ausschreibung, weil er sonst eines „aus China“ bekommen hätte. Er nahm auf “Puls24” auch Stellung, warum er ein Meme für Wutausbrüche ist.
Wien, 19. Jänner 2023 | Die Wiedereröffnung des Parlaments vergangene Woche war Anlass, dass Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka am Mittwoch bei “Puls24” Platz nahm. Gegenüber Journalistin Corinna Milborn nahm Sobotka unter anderem zur Debattenkultur im Hohen Haus und „seinem“ Bösendorfer Flügel Stellung.
Angermanagement
Sobotkas Ziel sei es, dass er sich einen neuen Umgangston im Parlament wünsche. Zwar müsse eine Debatte lebhaft sein, doch oftmals würden Grenzen überschritten werden. Er forderte von den Parlamentariern, sich dementsprechend anders zu Verhalten.
Milborn spielte Sobotka ein bekanntes Video des Nationalratspräsidenten vor, dass ihn selbst bei einem Wutausbruch im Parlament zeigt. Sobotkas hochroter Kopf, Geschrei und Fingerzeigen seien bereits ein Meme, sinnbildlich für Wutausbrüche geworden. Sobotka richte deswegen seine Forderung eines anderen Verhaltens im Hohen Haus auch an sich selbst. Milborn fragte nach ob das sozusagen „Angermanagement“ sei, was Sobotka betreibe. Sobotka sei es ein Anliegen, denn er könne „nicht andere verantwortlich machen, wenn ich selbst nicht als Vorbild agiere“, so der verbal geläuterte Nationalratspräsident.
“Bitte nicht das Klavier!”
Doch gleich beim nächsten Themenblock wurde der ehemalige ÖVP-Innenminister wieder emotional. Bereits bei der Ankündigung von Milborn in welche ungefähre Richtung es thematisch gehen sollte, warf Sobotka dazwischen: „Aber bitte nicht das Klavier!“. Thema wurde das Klavier.
Denn Sobotkas dezidierter Wunsch im neuen Parlament einen Bösendorfer Flügel aufzustellen, sorgte in den vergangenen Wochen für reichlich Gesprächsstoff. Der um 3.000 Euro pro Monat gemietete Flügel, war für viele ein Sinnbild von Dekadenz. Der vergoldete Flügel (Gesamtpreis 160.000 Euro) hätte eigentlich ausgeschrieben werden müssen, und Vergleichsangebote eingeholt werden müssen. Durch die monatliche Miete, die dem Kaufpreis zugeführt werde, umging man die Ausschreibungsgrenze für Anschaffungen.
Das gab Wolfgang Sobotka auch so zu, dass man so vorgegangen sei. Das Wort „Umgehen“ umging der Nationalratspräsident allerdings auf Nachfrage. Den Bösendorfer Flügel auszuschreiben sei nicht möglich gewesen, weil „dann krieg ich irgendeinen aus China oder aus einem anderen Land“, so Sobotka. Bösendorfer sei die letzte Manufakturfabrik, die “wir haben”. Bösendorfer befindet sich seit 2008 in japanischer Hand des Konzerns Yamaha, wird allerdings als eigenständige österreichische GmbH weitergeführt und produziert in Wiener Neustadt. Das Bösendorfer Klavier sei bereits ein Wunsch von Parlamentsvater Theophil Hansen gewesen. Der Flügel sei ja nicht für ihn, sondern für das Haus führte Sobotka weiter aus. „Wir sind sehr sparsam“, schloss er ab.
Das ganze Interview bei “Puls24” finden Sie hier.
(bf)
Titelbild: Screenshot Puls24