Bericht Pilnacek: „Selbstmord“ mit 20 Verletzungen Redaktion - 14.2.2025 147 „Ein oberflächlicher Kratzer“. Das war alles, was der Leiter der Pilnacek-Ermittlungen zugab. Die Obduktion ergab: Christian Pilnacek hatte vor seinem Tod zwanzig teils schwere Verletzungen erlitten. Der “Selbstmord” gerät damit ebenso ins Zwielicht wie die, die ihn behaupten. Als die Rossatzer Gemeindeärztin Dagmar W. den leblosen Körper von Christian Pilnacek am Vormittag des 20. Oktober 2023 ein erstes Mal untersucht hatte, was schnell klar, dass es sich um keinen „normalen“ Fall handelte. Das hatte nichts mit der Person Pilnacek und ihrer Bedeutung weit über die Strafjustiz hinaus zu tun. Der Grund dafür lag in den zahlreichen Verletzungen, die sich auf Pilnaceks Körper fanden. Trotzdem behauptete der Leiter der kriminalpolizeilichen Ermittlungen bis zum Schluss: „Bis auf einen oberflächlichen Kratzer gab es keine Verletzungen.“ Eine Stunde nach Auffinden der Leiche war für die niederösterreichische Polizei schon klar: Es war Selbstmord. Zum Missfallen einiger Polizeibeamter hatte die Amtsärztin festgestellt: „Eine gerichtliche Obduktion bei Hr. Pilnacek Christian ist erforderlich, da ich ein Fremdverschulden nicht ausschließen kann bzw. eine Todesursache für mich nicht feststellbar ist.“ Wenige Stunden später war mit Pilnaceks privatem Handy ein wichtiges Beweismittel aus den Ermittlungen verschwunden. Danach, so behauptet Pilnaceks Witwe, die Grazer Gerichtspräsidentin Caroline List, habe sie es mit einem Bunsenbrenner vernichtet. Die Staatsanwaltschaft Krems war über all das nicht informiert und um Zustimmung gefragt worden. Zwanzig Verletzungen Kurz nach Auffinden des Leichnams konnte niemand die Todesursache kennen. Erst einen Monat später lag das Obduktionsergebnis vor. Es bestätigte die schlimmsten Befürchtungen. Christian Pilnacek hatte kurz vor seinem Tod mindestens zwanzig zum Teil schwere Verletzungen erlitten: ein knochentiefes Hämatom am Oberschenkel, eine Hirnschwellung mit Schädel-Hirn-Trauma und 18 weitere Verletzungen. Konnte sich Pilnacek Verletzungen von der offenen Wunde über dem rechten Auge bis zu teilweise tiefen Hämatomen und Abschürfungen an Kopf, Beinen, Armen und Händen, dem Rücken, der Hüfte und dem Hals auf seinem letzten Weg zum Ufer des Donauarms selbst zugezogen haben? Das Landeskriminalamt blieb dabei: Es war Selbstmord, auch wenn fast alle Fakten dagegen sprachen. Dabei gab es ein Problem: Im gesamten Obduktionsbericht des Wiener Gerichtsmediziners Christian M. kamen die Wörter „Selbstmord“ oder „Suizid“ kein einziges Mal vor. Zwei Worte verschwinden Wie konnte man jetzt Fremdverschulden ausschließen und „Selbstmord“ behaupten? Bis zum Schluss ermittelte die Staatsanwaltschaft Krems wegen des Verdachts auf „fahrlässige Tötung“ – und nicht auf Selbstmord. Im Gutachten für die Staatsanwaltschaft kam Christian M. zum Schluss: „Eindeutige Hinweise auf eine grobe Gewalteinwirkung durch fremde Hand ergaben sich nicht“. Der Gerichtsmediziner ließ damit zwei Möglichkeiten offen: Es gab eindeutige Hinweise auf eine nicht grobe“ Gewalteinwirkung; Es gab Hinweise, die eine grobe Gewalteinwirkung durch fremde Hand möglich erscheinen lassen. Dem Landeskriminalamt war das zu wenig. In seinem Abschlussbericht vom 8. Jänner 2024 ließ es die Worte „eindeutig“ und „grob“ einfach verschwinden. Jetzt hieß es: „Hinweise auf Gewalteinwirkung durch Dritte ergaben sich nicht.“ Das war weit mehr als eine Verkürzung. Das war eine Behauptung, die sich nirgends im Gutachten des Gerichtsmediziners findet. Quelle: LKA NÖ: Abschlussbericht, in: StA Krems, 5 UT 138/23y, ON 15.2, 5 Aber warum haben niederösterreichische Polizisten und Staatsanwälte das alles getan und geduldet? Die Antwort findet sich in der Aktion, durch die Pilnaceks privates Handy wenige Stunden nach dessen Tod hinter dem Rücken der Staatsanwaltschaft aus den Ermittlungen verschwand – und dann in Graz von der Gerichtspräsidentin mit dem Bunsenbrenner entsorgt wurde. Was in diesen entscheidenden Stunden genau passierte und warum Pilnaceks Handy so gefährlich war, hat Peter Pilz für sein neues Buch „PILNACEK – der Tod des Sektionschefs“ recherchiert. Das Kapitel über den Obduktionsbericht und die Entstehung der Selbstmord-Legende gibt es hier – in DAS VOLLE PROGRAMM für die Mitglieder des ZackZack Club. Das Pilnacek-Buch gibt es ab 19. Februar 2025 in allen Buchhandlungen – und bei uns im ZackZack-Shop. Titelbild: HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com, Obduktionsgutachten StA Krems Autor Redaktion Die ZackZack Redaktion 147 Kommentare Meisten Bewertungen Neueste Älteste Inline Feedbacks Zeige alle Kommentare Weitere Kommentare anzeigen