Saiblinge und Forellen zählen zu den Lieblingsspeisefischen der Österreicher. Die zunehmende Temperatur im Alpenraum gefährdet die Fische allerdings. Könnten die betroffenen Arten langfristig aussterben?
Es wird immer heißer im Alpenraum, auch im Wasser. Die Wassertemperatur ist in den letzten vier Jahrzehnten um zwei Grad gestiegen. Ein Ende der Erwärmung ist nicht in Sicht – ein anderes Ende jedoch schon. Denn wenn sich die Gewässer in Österreich immer weiter aufheizen, wird es manche Fischarten in Österreich schon in einigen Jahrzehnten nicht mehr geben. Betroffen sind vor allem die Lieblingsfische vieler Fischliebhaber in Österreich: Bachforelle und Seesaibling.
Bachforelle liebt es kalt
Die Bachforelle war schon immer einer der weitverbreitetsten Fische in Österreich. Sie ist nicht nur in Flüssen und Bächen zu finden, sondern eroberte über die Jahrhunderte auch die Seen. Dort bildete sich eine an die neue Umgebung angepasste Population: Die Seeforelle.
Noch sind die beiden heimischen Forellenformen in Österreich weit verbreitet. Mit zunehmend warmen Sommern könnte sich das jedoch ändern. Denn die Bachforelle braucht kaltes Wasser mit hohem Sauerstoffgehalt. Bei mehreren heißen Tagen in Folge, heizen sich die kleineren, seichteren Fließgewässer jedoch auf über 20 Grad auf. Für die Bachforelle eine gefährliche Temperatur. Sie versucht dann, auf kältere, höher gelegene Gewässer auszuweichen. Das gelingt allerdings nicht immer. Wasserkraftwerke schränken die Bewegungsfreiheit der Fische stark ein. In Niederösterreich kennt man das Problem: „Um auf steigende Temperaturen in unseren Fließgewässern und den damit einhergehenden Stress für Fische durch Sauerstoffmangel rasch reagieren zu können, haben wir vor einigen Jahren einen Alarmplan entwickelt, um einem Fischsterben aufgrund zu hoher Wassertemperaturen rasch entgegenwirken zu können“, sagt Günther Konheisner von der Abteilung Wasserbau und Gewässerschutz des Landes auf ZackZack-Anfrage. In Niederösterreich gibt es rund 70 Messstellen zur Überprüfung der Wassertemperatur. Um den Fischen bei großer Hitze Wandermöglichkeiten zu geben, würden vermehrt Renaturierungsmaßnahmen eingeleitet und Fischaufstiegshilfen errichtet. Zur Erreichung eines guten ökologischen Zustandes gebe es aber noch Verbesserungsbedarf, so Konheisner.
Die konstant steigende Temperatur im Alpenraum wird den Lebensraum der Bachforelle Jahr für Jahr kleiner werden lassen. Vor allem in seichteren Fließgewässern könnte die Bachforelle bald verschwunden sein. Das weiß auch das Institut für Gewässerökologie und Fischereiwirtschaft (IGF). Gegenüber ZackZack spricht man von der Bedrohung der lachsartigen Fische (Salmoniden). Durch die Hitze im Wasser sinke der Sauerstoffgehalt, wodurch Fische „verenden“ könnten, so das IGF.
Seesaibling gefährdet
Er gilt als einer der ältesten heimischen Fische: Der Seesaibling. Vor rund 10.000 Jahren endete die Eiszeit, der Seesaibling blieb in den österreichischen Gebirgsseen zurück. Er gehört zur Familie der forellenartigen Fische (Salmoniden). Man findet ihn vorwiegend noch in den tiefen kalten Seen des Salzkammerguts.
Wie die Bachforelle braucht es der Seesaibling sauerstoffreich, ist aber an deutlich kältere Temperaturen angepasst. Das Problem: Durch die zunehmend steigenden Wassertemperaturen bilden sich in den warmen Jahreszeiten unterschiedliche Schichten im See. Oben – wo es dem Seesaibling zu warm ist – die sauerstoffreiche Oberfläche und unten – wo es kalt genug ist – die sauerstoffarme Zone. Die Forschung hat gezeigt, dass sich die Schichten im See bei langen Hitzeperioden immer seltener durchmischen. In den tiefen Zonen geht dem Seesaibling daher immer öfter der Sauerstoff aus. Er muss also immer weiter nach oben wandern, wo er mit den wärmeren Bedingungen schlechter zurecht kommt.
Neben der lange anhaltenden Überfischung ist die Erwärmung heute die größte Bedrohung für den beliebten Speisefisch. Im Salzburger Irrsee ist der Seesaibling bereits ausgestorben. Die Steiermark, wo sich kalte Seen des Salzkammerguts befinden, listet ihn als gefährdet.
Auch Fischzüchter kennen die Probleme. Einer von ihnen ist Daniel Braunsteiner. Er ist auf Seesaiblinge spezialisiert. Mit seinem Unternehmen „die fischbauern“ züchtet er in der Steiermark Bio-Fische und verkauft sie dann im Großraum Wien. Im Gespräch mit ZackZack unterstrich er das „langsame Rückzugsgefecht“ der heimischen Forelle und des Saiblings. Die klimatischen Veränderungen werden die Bedingungen für beide Fischarten noch weiter verschlechtern. Einige Fischzüchter mussten die Zucht von Seesaibling bereits einstellen, weil ihre Gewässer zu warm geworden sind, sagte Braunsteiner.
Dazu kommt die höhere Anfälligkeit für Krankheiten. „Die Reaktionszeit des Fischzüchters bei Krankheiten ist stark geschrumpft“, sagt Braunsteiner unter Hinweis auf die hohen Wassertemperaturen. Doch die klimatischen Veränderungen bringen noch eine weitere Bedrohung für die Fische: Neue Fressfeinde. So habe sich etwa der Kormoran und der Reiher wieder stärker in Österreich ausgebreitet. Die Fische sind darauf kaum vorbereitet.
Huchen vom Aussterben bedroht
Noch schlechter als dem Seesaibling geht es dem Huchen – auch Donaulachs genannt. Der ursprünglich in weiten Teilen Österreichs verbreitete Jagdfisch, ist heute fast nur noch in kleinen Abschnitten der Donau beheimatet. Mit einer stolzen Länge von bis zu über einem Meter hat es der Huchen durch die stärker werdende Bebauung des Wassers besonders schwer, sich frei zu bewegen. Auch die hohe Wassertemperatur macht ihm zu schaffen. Nur noch 0,7 Prozent der ursprünglichen Lebensräume des Huchens gelten laut Universität für Bodenkultur als intakt. Ohne gezielte Gegenmaßnahmen und Renaturierung von weiten Abschnitten der entsprechenden Fließgewässer wird der Huchen in Österreich bald ausgestorben sein.
Das IGF mahnt angesichts der Veränderung in Österreichs Gewässern vor noch weitreichenderen Folgen: „Nur wenn es der Menschheit gelingt, die Erwärmung und den Treibhauseffekt einzugrenzen, werden unsere Gewässer im gewohnten Erscheinungsbild und mit den bekannten Artengemeinschaften erhalten bleiben.“ Für manche Fischarten scheint es bereits zu spät zu sein. So ist der Hundsfisch in Österreich laut der jüngsten Untersuchung 2023 bereits ausgestorben. Weitere werden folgen.
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