Kommentar
Kanzler Kurz und sein Medienbeauftragter Fleischmann laufen bei einer Pressekonferenz vor ZackZack weg. Wie soll jemand, der sich vor kritischen Fragen fürchtet, unser Land durch die Krise führen? Kommentar von
Thomas Walach
Wien, 23. März 2021 | Montagabend, die Bundesregierung gibt ihre erste Presskonferenz im noch jungen Frühling. Eine Stunde lang wird sie uns erzählen, dass sich an den Coronamaßnahmen nichts verändern wird.
Am Eingang melde ich mich an, tausche meinen Presseausweis gegen eine Besucherkarte für Journalisten. Dabei fällt auf, für welches Medium ich arbeite. „ZackZack“? Die Pressemitarbeiterin fragt zweimal nach. Oben im Pressefoyer kommt dann ein Mitarbeiter des Kanzleramts auf mich – und nur auf mich – zu. „Darf ich fragen, für welches Medium Sie hier sind?“ Ich antworte, er bedankt sich höflich und greift sofort zum Handy, um eine Nachricht zu schreiben. Also gut, spätestens jetzt weiß Kurz‘ Medienbeauftragter, dass der Kanzler auch in seinem eigenen Haus nicht mehr vor unseren Fragen sicher ist.
Nach Ende der Statements gibt es Fragen. Ich hebe sofort die Hand. Wieder und wieder. Obwohl ich direkt vor Fleischmann sitze, übersieht er mich geflissentlich. Jede einzelne Frage der Kollegen wird abgearbeitet, dann sagt Fleischmann, es sei leider keine Zeit mehr für weitere Fragen. Offen ist nur noch die eine – meine. Als ich Fleischmann anspreche, verschwindet er schnell er in den Nebenraum. Auch sein Mitarbeiter will nur noch weg. Kollegen berichten, dass Fleischmann ungewöhnlich rasch das Haus verlassen hat.
Die Kanzler-Fluchtroute
Der Kanzler nimmt sich die Zeit, ein Presse-Hintergrundgespräch über ZackZack einzuberufen, aber er traut sich nicht, auch nur eine einzige Frage von ZackZack zu beantworten. Wenn sich Sebastian Kurz so sehr vor einzelnen kritischen Journalisten fürchtet, muss ihn die Angst vor der Verantwortung für das Land geradezu lähmen. Vielleicht erklärt das seinen sprunghaften Kurs beim Krisenmanagement.
Die Frage, vor der Kurz so unrühmlich davonlief, lautet übrigens: „Herr Bundeskanzler, am 23. Dezember sagten Sie, Sie stünden bezüglich Impfstoffbeschaffung in ständigem Kontakt mit der EU-Kommission und den beteiligten Pharmaunternehmen. Jüngst wurde bekannt, dass Österreich freiwillig auf Johnson&Johnson-Impfstoffe für 1,5 Millionen Menschen verzichtet hat. Das ist ein Drittel der Menschen, die voraussichtlich bei uns geimpft werden. Warum hat die Regierung das getan?“
Was wurde eigentlich aus dem großspurigen „Koste es, was es wolle“?
Titelbild: APA Picturedesk