Start Report Affenpocken in Wien bestätigt – Virologin: »Häufung der Fälle ungewöhnlich«

Affenpocken in Wien bestätigt – Virologin: »Häufung der Fälle ungewöhnlich«

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Affenpocken in Wien bestätigt – Virologin: »Häufung der Fälle ungewöhnlich«

Affenpocken in Wien angekommen

Die Affenpocken sind nun auch in Österreich angekommen, am Sonntagnachmittag wurde ein erster Fall in Wien gemeldet. Laut einer Virologin bestehe derzeit kein Grund zur Panik, auch wenn die Häufing der Fälle in Europa “ungewöhnlich” sei. Die Stadt will die Lage beobachten und verweist bei Maßnahmen auf das Epidemiegesetz.

Wien, 23. Mai, 2022 | In Österreich gibt es nun offenbar den ersten Fall von Affenpocken. “Das Laborergebnis des Patienten, der als Verdachtsfall zu uns kam, hat bestätigt, dass er Pocken positiv ist. Die Sequenzierung, um welche Form der Pocken es sich handelt, erfolgt jetzt noch”, sagte die Sprecherin des Wiener Gesundheitsverbundes (Wigev), Nina Brenner-Küng, der APA am späten Sonntagnachmittag. “Mit aller Wahrscheinlichkeit nach werden es Affenpocken sein.”

Mann in Klinik Favoriten eingeliefert

Ein 35-Jähriger wurde in der Nacht auf Sonntag mit typischen Symptomen wie leichtem Fieber und Pusteln im Gesicht in eine Klinik in Wien-Favoriten eingeliefert. “Es geht ihm soweit gut, er ist stabil. Er hat die Hautveränderungen, er hat leichte Grippesymptome”, sagte Brenner-Küng zum Gesundheitszustand des Mannes. Laut einem Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) befindet sich der Patient auf der Isolationsstation. Analysiert wurde die Probe von der Veterinärmedizinischen Universität.

“Der Patient ist guter Dinge, er möchte dann schon nach Hause gehen. Aber da haben wir gesagt, dass darf er jetzt noch nicht, weil er noch eine Zeit unter Beobachtung steht und auch eben isoliert werden muss”, so der mittlerweile durch die Corona-Pandemie bekannt gewordene Infektiologe Christoph Wenisch, der den Patienten in Favoriten behandelt, im Gespräch mit “Ö3”.

Virologin: “Haben wir so noch nicht gesehen”

Im Ö1-Morgenjournal am Montag gibt die Virologin Monika Redlberger-Fritz fürs erste Entwarnung. Da die Affenpocken nicht so leicht von Mensch zu Mensch übertragbar seien, benötige es laut der Medizinerin einen “intimen Kontakt”. Eine derartige Pandemie, wie man sie mit Corona erlebt, werde man bei dieser Viruserkrankung nicht sehen. Dennoch seien die in Europa nun immer häufiger bestätigten Fälle ungewöhnlich. “Diese Viren sind normalerweise in Nagern, Mäusen oder kleinen Hörnchenarten beheimatet und werden nur durch engen Kontakt mit dem Menschen übertragen. Diese Mensch-zu-Mensch-Übertragung kommt eigentlich sehr selten vor, das ist schon eine ungewöhnliche Häufung, die wir so noch nicht gesehen haben”, so Redlberger-Fritz.

Die Krankheit würde zudem in den meisten Fällen nach zwei bis vier Wochen wieder abklingen, nur selten würde es zu schweren Verläufen kommen. Wie kann man sich vor den Affenpocken schützen? Die Pockenimpfung, die bis 1981 verpflichtend war, biete laut der Virologin “einen guten Schutz gegen diese Affenpockeninfektion”.

GB: Dreiwöchige Quarantäne

In Großbritannien wurden bisher rund zwei Dutzend Fälle festgestellt. Die britische Gesundheitsbehörde UKHSA empfiehlt für enge Kontaktpersonen von Affenpocken-Infizierten eine dreiwöchige Quarantäne. Als hochwahrscheinlich infiziert gelte, wer entweder im selben Haushalt mit einer erkrankten Person lebe, mit einer solchen Geschlechtsverkehr gehabt oder deren Bettwäsche ohne Schutzkleidung gewechselt habe, hieß es in einer Mitteilung am Montag.

Bereits am Freitag gab der Virologe Herwig Kollaritsch gegenüber ZackZack Entwarnung:„Affenpocken gibt es schon sehr lange, es treten immer wieder einzelne Fälle auf.“ Eine Erkrankung sei für die Betroffenen unangenehm, aber die Affenpocken seien nicht besonders infektiös – im Gegensatz zu den Pocken, die seit 1979 weltweit als ausgerottet gelten.

Hacker-Sprecher verweist auf Epidemiegesetz

Wie reagiert die Stadt nun auf den ersten gemeldeten Fall? Im Büro von Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) verweist man gegenüber ZackZack auf die Frage nach möglichen Maßnahmen auf die Verordnung für anzeigepflichtige Erkrankungen. Ob die Affenpocken in die Liste dieser Erkrankungen, in der sich seit Anfang 2020 auch Covid-19 befindet, aufgenommen wird, würde laut Hacker-Sprecher Mario Dujakovic derzeit noch diskutiert werden.

Grundsätzlich gilt: Solange eine Erkrankung den Status einer anzeigepflichtigen Krankheit hat, ist bei ansteckungsverdächtigen Personen bzw. infizierten Personen grundsätzlich sowohl eine Isolation als auch ein Contact Tracing durchzuführen nach Maßgabe der entsprechenden Verordnungen. Die gesetzliche Grundlage, um eine solche Verordnung zu erlassen, ist in diesem Fall das Epidemiegesetz selbst und liegt im Zuständigkeitsbereich des Gesundheitsministeriums.

Auch auf internationaler Ebene werde momentan geklärt, ob es sich bei den Affenpocken um eine meldepflichtige Krankheit handelt. Sollten weitere Fälle in Wien auftreten, so werde von der Gesundheitsbehörde ein Contact Tracing mit den engsten Kontakten durchgeführt. Man sei im engen Kontakt mit dem Gesundheitsministerium, um weitere Vorgehensweisen abzuklären.

(mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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